Showcase
Recycling vom Feinsten aus Mühlheim
pal plast in Mühlheim gehört zu den Pionieren im Kunststoffrecycling. Gründer und Geschäftsführer Josef Wirnik erklärt seinen Erfolg. Von einem Mahlbetrieb im Jahr 1985 hat sich pal plast zu einem bedeutenden Spieler im Rezyklat- und Compoundinggeschäft entwickelt.
-
Familiengeführtes Unternehmen Josef Wirnik (l.) und Amit Wirnik (r.)
Gründer Josef Wirnik spricht über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Kunststoffrecyclings.
Mann der ersten Stunde
Josef Wirnik befasst sich seit 37 Jahren mit dem Aufbereiten von Kunststoffen. Inzwischen hat sich viel gewandelt. Das Unternehmen pal plast arbeitet gerade an der Fertigstellung eines neuen Werks und versechsfacht damit die Produktionskapazität. Dabei legt das Familienunternehmen großen Wert auf Nachhaltigkeit. Pal Plast ist in der Lage, RE-Compounds (Rezyklate) in besonders konstanter Qualität zu liefern. Oft sei die Verarbeitung der Re-Compounds sogar einfacher als eine Neuware, so Wirnik. „Auf unseren Datenblättern weisen wir sehr enge Toleranzen aus. Alle Chargen aller Materialien, die unser Haus verlassen, liegen innerhalb der von uns angegebenen Toleranzen, das überprüfen wir genau.“ Dafür betreibt pal plast in Mühlheim ein Labor mit mehreren Festangestellten. Der Neubau enthält ein neues Labor mit einem Forschungs- und Entwicklungszentrum. Dann wird auch die Zahl der Mitarbeiter in dem Bereich erhöht. Außerdem werden die Produktionskapazitäten von 10.000 jato auf 60.000 jato deutlich erhöht.
„Die bisherige Produktionsstätte (P1) läuft nach der Erweiterung ganz normal weiter“, erklärt Wirnik. Für die Steigerung der ausgestoßenen Rezyklatmenge
muss natürlich auch sechsmal so viel Eingangsmaterial beschafft werden. Darum hat man sich bei pal plast bereits gekümmert. Zum einen wurden neue Quellen für hochwertige Produktionsreste gefunden. „Außerdem wird pal plast in Zukunft auch neue Produkte anbieten, die jetzt in diesen Tagen gerade anlaufen“, erklärt Wirnik. „Wir werden in Zukunft etwa PET compoundieren, aber auch die Produktionsmengen an TPU, PBT und PS erhöhen. Bereits begonnen haben wir mit der Compoundierung von Polyamid-6-Neuware. Diese wird in der Zukunft ausgebaut. Wir kaufen Roh-Polyamid und compoundieren dann nach Kundenanforderungen. Das ist eine Neuheit für pal plast – früher haben wir mit Neuware nur selten gearbeitet.
Aber wir wurden von bestehenden Kunden darum gebeten, diesen Service anzubieten. Die meisten unserer Kunden sind schon jahrelang bei uns.“
Außerdem entwickelt pal plast laufend neue Produkte, als jüngste Beispiele nennt Josef Wirnik einen Antiquietschzusatz für PC/ABS und andere Blends, sowie ein kratzfestes hochwertiges PP. In der Entwicklungs-Pipeline sind ständig weitere Neuheiten. Meist in Abstimmung bzw. enger Zusammenarbeit mit Kunden und Interessenten.
Immer noch Schätze zu heben
Aufbereiter beschweren sich, dass es zu geringe Mengen brauchbarer Abfälle gebe, die dann auch noch oft von schlechter Qualität seien. Das kann Josef Wirnik nur bedingt nachvollziehen. „Wir verarbeiten grundsätzlich nur hochwertige Produktionsreste und davon gibt es immer noch genug“, so Wirnik. Es gebe nach wie vor eine große Zahl von Verarbeitern, die
hochwertige Produktionsabfälle – zum Teil mehrere Hundert Kilo pro Monat – thermisch statt stofflich verwerten lassen und dafür auch noch Geld bezahlen.
Ein Pionier, der am Puls der Zeit blieb
Josef Wirnik gehört zu den Pionieren des Kunststoffrecyclings in Deutschland. Bereits 1985 begann er, Kunststoffabfälle zu mahlen und an Spritzgießer zu verkaufen, die daraus einfache Wegwerfartikel herstellten. „Damals wollte niemand Rezyklate haben und Regranulate sowie Re-Compounds waren auf dem Markt gar nicht erhältlich“, erinnert sich der Firmengründer. Das hat sich inzwischen drastisch geändert. Die Kenntnisse, die sich die Recyclingexperten im Laufe der Jahre angeeignet haben, sind hoch gefragt.
Bereits in den 90er-Jahren versuchte die Regierung eines asiatischen Landes, Josef Wirnik dazu zu bewegen, als Experte dort ein staatliches Recyclingsystem ins Leben zu rufen. Der lehnte dankend ab und baute lieber seinen eigenen Betrieb in Hessen aus. „Heute ist auch die Kundenberatung ein wesentliches Element unseres Geschäfts, die ich nach wie vor persönlich übernehme.“ Bei der Beratung sieht sich Wirnik den gesamten Weg des Materials von der Maschine bis auf den Hof in Mühlheim an. „Das beginnt mit der richtigen Sammlung im Betrieb an der Maschine. Dann muss analysiert werden, wo Verschmutzungen oder Fremdmaterial vorkommen, und gegebenenfalls gereinigt werden. Diese Beratung ist für den Kunden kostenlos. Bisher haben aber auch alle Unternehmen, die wir beraten haben, anschließend mit uns zusammengearbeitet.“ Für die meisten Kunden übernimmt pal plast dann auch die Aufbereitung der Produktionsabfälle und liefert diese mit der eigenen LKW-Flotte zurück an die Betriebe.
Die Unternehmen könnten sich natürlich auch einfach eine eigene Mühle kaufen und die Reste selbst aufbereiten. „Viele wollen aber auch mit
dem Prozess nichts zu tun haben, außerdem geht es eben um mehr, als das Material zu zerkleinern und wieder in die Produktion einzuspeisen. Das haben einige Betriebe gemacht und mussten teilweise feststellen, dass, wenn jemand an der Mühle steht, für den es nicht sein Kerngeschäft ist und alles hineinwirft, ohne etwa beispielsweise 2K-Materialien auszusortieren, dann ist die gewünschte scheinbare Einsparung schnell weg. Unsere Leute hingegen haben langjährige Erfahrung und wissen, was sie tun.“ Es ist also letztlich ein Rechenexempel, ob sich die Zusammenarbeit mit Profis lohnt. Nicht selten fällt die Berechnung zugunsten der pal plast aus.